06.10.2025
Mittel- und Osteuropa im Fokus der internationalen Ausrichtung der Filmakademie Baden-Württemberg
FABW International

Die Filmhochschulen in Ludwigsburg und Łódź schließen ein Kooperationsabkommen:
Die Filmakademie Baden-Württemberg (FABW) und die renommierte Polish National Film, Television and Theatre School in Łódź (PWSFTviT) haben an diesem Samstag (04.10.2025) in Warschau ein strategisches Entwicklungs- und Projektabkommen unterzeichnet. Ziel der Kooperation ist es, die Zusammenarbeit in Ausbildung, Forschung und Praxis im Bereich Film und Medien zu intensivieren und die grenzüberschreitende Vernetzung zwischen Deutschland und Mittel- und Osteuropa strategisch auszubauen.
Die Unterzeichnung erfolgte durch Dr. Andreas Bareiß, Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg, und Prof. Milenia Fiedler, Rektorin der Filmhochschule Łódź im Rahmen einer von Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg geleiteten Delegationsreise.
Herzstück des Abkommens ist die Entwicklung einer „Central Eastern Europe Class“ (CEEC), eines neuen Ausbildungsprogramms für junge Filmschaffende aus Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei. Neben theoretischen Inhalten und praktischen Übungen soll das Programm Mentoring, Projektentwicklungslabs und intensives Networking zwischen Deutschland und mehreren Ländern aus Mittel- und Osteuropa umfassen.
Dr. Andreas Bareiß: „Die Filmakademie Baden-Württemberg ist stark international ausgerichtet – mit traditionell engen Verbindungen in die USA. Angesichts der geopolitischen Gesamtlage ist es nun aber an der Zeit, dass wir unsere internationale Ausrichtung neu denken. Wir wollen bestehende Brücken in die USA halten. Aber wir wollen in Zukunft strategisch stärker europäisch denken. Die Welt ist in Bewegung, und wir sind es auch. Neben unserem westlichen Nachbarland Frankreich, zu dem wir seit Jahrzehnten herausragende Verbindungen pflegen, wollen wir nun stärker Kooperationen mit unseren Freundinnen und Freunden in Mittel- und Osteuropa in den Fokus nehmen. Dass wir hierfür mit der Filmschule in Łódź eine der weltweit renommiertesten Medienschulen als Partner gewinnen konnten, freut mich ungemein.“
Ministerin Petra Olschowski betonte, „wie wertvoll es ist, international zusammenzuarbeiten – gerade auch in dem so innovativen Film- und Medienbereich. Genau darin liegt die Stärke Europas: im Austausch, in der Kooperation, im gemeinsamen Gestalten über Grenzen hinweg.“
Beide Hochschulen verstehen die Vereinbarung auch als Reaktion auf aktuelle technologische und geopolitische Entwicklungen. So umfasst das Abkommen eine enge Zusammenarbeit bei der Frage, wie Hochschulen mit Innovationen wie Künstlicher Intelligenz umgehen können. Weitere Themen sind Animation und VFX sowie Distribution und Publikumsstrategien. Gemeinsame Pilotprojekte und Forschungsinitiativen sollen den langfristigen Austausch sichern.
Prof. Milenia Fiedler: „At the Lodz Film School, we have always believed that film is more than just a craft - it is a language that transcends borders, ideologies and generations. Artistic education must be shared across cultures if it is to remain vital and relevant. In times of rapid technological change, especially with the rise of AI, we need strong international partnerships more than ever. I believe that our collaboration with the Film Academy Baden-Württemberg creates a space where we can share knowledge, resources and best practices. Our goal is to develop concrete projects together and better prepare young filmmakers for challenges and opportunities of a new creative reality. The future of filmmaking will be built by those who can imagine new ways of being human in a world shared with intelligent machines.“
Geopolitisch ist das Abkommen als eine Antwort auf fundamentale Verschiebungen in den internationalen Beziehungen konzipiert, mit einem klaren Bekenntnis zu europäischen Grundwerten.
Ministerin Petra Olschowski sieht in dem Abkommen „weit mehr als eine hochschulpolitische Vereinbarung: Es ist ein Bekenntnis zu Offenheit, Kreativität, vertrauensvollem Austausch und zu einem freiheitlichen Miteinander in Europa“, sagte sie. „In einer Zeit, in der Desinformation und Spaltung zunehmen, müssen wir gemeinsame europäische Perspektiven und Geschichten stark machen. Und wir brauchen jene, die diese Perspektiven eröffnen und solche Geschichten erzählen.“
Das Abkommen ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt, mit Option auf Verlängerung. Die FABW übernimmt die Koordination und die Antragstellung für die Anschubfinanzierung; weitere Fördermittel sollen über europäische Programme und nationale Filmfonds eingeworben werden.
Hintergrund:
Filmakademie Baden-Württemberg (FABW), Ludwigsburg, Deutschland
Seit ihrer Gründung 1991 hat sich die Filmakademie Baden-Württemberg als eine der international führenden Filmhochschulen etabliert. Rund 570 Studierende profitieren von einem praxisnahen Studienangebot, das nahezu alle Bereiche der Film- und Medienproduktion abdeckt, darunter Drehbuch, Regie, Produktion, Kamera, Animation, Interaktive Medien und Serienproduktion. Acht Student Academy Awards (Student Oscars) zeugen vom hohen Qualitätsanspruch der Hochschule. Das Leitmotiv „Learning by doing“ setzt auf praxisnahe Projektarbeit, Teamarbeit und enge Zusammenarbeit mit der Branche – eingebettet in eine familiäre Atmosphäre. Gleichzeitig legt die Hochschule großen Wert auf Kommunikation auf Augenhöhe mit den Studierenden: „Wir lernen genauso viel von euch wie ihr von uns.“
National Film, Television and Theatre School Łódź (PWSFTviT), Polen
Gegründet 1948, ca. 800 Studierende. Die Staatliche Hochschule für Film, Fernsehen und Theater „Leon Schiller“ in Łódź ist eine der ältesten und renommiertesten Filmhochschulen Europas. Berühmte Absolventen wie Andrzej Wajda, Roman Polański und Krzysztof Kieślowski prägen das internationale Filmgeschehen bis heute. Die Hochschule verbindet künstlerische Tradition mit moderner Ausbildung und bietet Studiengänge in Filmregie, Drehbuch, Kamera, Produktion, Schnitt und Schauspiel. Sie fördert insbesondere den Autorenfilm und eine ausgeprägte künstlerische Handschrift.
Central Eastern Europe Class (CEEC)
Das neue Ausbildungsprogramm zielt darauf ab, junge Filmschaffende aus Deutschland und Mittel- sowie Osteuropa in internationaler Zusammenarbeit, Co-Production, Projektentwicklung, Finanzierung und Distribution zu schulen. Mit modularen Workshops, Seminaren und Projektlabs sollen die Teilnehmenden praxisnah lernen, innovative Ideen umzusetzen und die europäische Filmkultur gemeinsam weiterzuentwickeln. Die CEEC ist ein konkretes Beispiel für die Stärkung der europäischen Zusammenarbeit und des kulturellen Austauschs im audiovisuellen Bereich.